Klimaneutralität bis 2075?
Dienstag, 02.07.2024
Anforderungen für den klimaneutralen Gebäudebestand und Szenarien zur Zielerreichung
Eine Studie von S&B Strategy zeigt: Deutschland werde seine Klimaziele im Gebäudesektor voraussichtlich verfehlen, was die Steuerzahler*innen über 1.200 Milliarden Euro kosten könnte. Eine zentrale Herausforderung sei die Verfügbarkeit von Personalressourcen im Bauhandwerk. Die derzeitige Sanierungsquote reicht nicht aus, um bis 2045 eine umfassende energetische Sanierung des Gebäudebestands abzuschließen.
Personalengpässe und Produktivitätssteigerung
Der Mangel an qualifizierten Handwerker*innen und die abnehmende Zahl von Berufseinsteiger*innen erschweren die Situation. S&B Strategy betont, dass die Produktivität im Bauwesen drastisch gesteigert werden muss. Durch Vorkonfektionierung und Modularisierung kann der Output pro Arbeitskraft signifikant erhöht werden. Christoph Blepp, Managing Partner bei S&B Strategy, betont die Notwendigkeit effizienter End-to-End-Prozesse und vorgefertigter Module, um die Sanierungsprozesse zu beschleunigen.
Sanierungsquote und Investitionen
Etwa 15,7 Millionen Wohngebäude in Deutschland sind nicht oder nur teilweise energetisch saniert. Im Bereich der Nicht-Wohngebäude liegt der Anteil potenziell sanierungsbedürftiger Gebäude bei rund 86%. Die energetische Sanierung von Fassaden, Dächern, Fenstern und Heizungen biete das größte CO2-Einsparpotenzial. Florian Moll, Senior Manager bei S&B Strategy, betont die Notwendigkeit finanzieller Anreize und gesellschaftlichen Engagements, um Klimaneutralität zu erreichen.
Regulatorische Herausforderungen
Regulatorische Hürden und Normen behindern die Produktivitätssteigerung im Bauwesen. Fabio P. Meggle, Co-Autor der Studie "Klimaneutralität erst 2075+?", fordert, dass Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten. Viele Bauzulieferer entwickeln bereits Technologien, die die Installationszeit für Heizungen und Fassaden verkürzen.
Fazit und Ausblick
Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, seien massive Investitionen und eine signifikante Produktivitätssteigerung erforderlich. Trotz erster Fortschritte bei Fenstern und Wärmepumpen bleibe die Sanierung von Dächern und Fassaden eine große Herausforderung. Christoph Blepp betont, dass es einen neuen Ansatz zur Umsetzung von Sanierungs- und Neubauprojekten braucht, um die ambitionierten Ziele bis 2045 zu erreichen.