Bauen mit Bestand: 10. Next Expertenforum beleuchtet Wege zur nachhaltigen Transformation von Gebäuden
Mittwoch, 11.06.2025
Fachveranstaltung in Frankfurt thematisiert architektonische, technische und wirtschaftliche Perspektiven auf das Weiterbauen

Wie kann der Gebäudebestand zum Schlüssel für klimaverträgliches Bauen werden? Beim 10. Next Expertenforum im Frankfurter Next Studio diskutierten Fachleute aus Architektur, Bauwirtschaft und Planung über praktische Strategien und konkrete Projekte – vom Bahnhofsumbau bis zur Fassadensanierung mit Photovoltaik.
Ende Mai 2025 stand das Frankfurter Next Studio ganz im Zeichen der Transformation bestehender Gebäude. Beim 10. Next Expertenforum kamen Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, um über zukunftsfähige Ansätze im Umgang mit dem Gebäudebestand zu sprechen. Thematisiert wurden architektonische, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen ebenso wie realisierte Lösungen aus der Praxis.
Zum Auftakt hob Christian Mettlach, Studio Manager bei WICONA, die Besonderheit des diesjährigen Formats hervor: Erstmals wurden Projekte vorgestellt, die aus Sicht von Bauherren, Architekturbüros, Planenden und Bauunternehmen beleuchtet wurden. Jan Kertscher, Associate Director und Property Business Leader bei Arup, plädierte für eine Neubewertung von Bestandsgebäuden. In seinem Beitrag stellte er dar, wie sogenannte Repositionierungen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beitragen und innerstädtisches Bauen ermöglichen können. Beispiele wie der Euston Tower in London oder die Konzeptstudie zum Frankfurter Eurotower zeigten praxisnah auf, wie Materialien wiederverwendet und bestehende Strukturen neu interpretiert werden können.
Einblicke in ein besonders komplexes Arbeitsfeld gab Stephanie Brendel, Leiterin Planung und Architektur bei DB InfraGo. Sie berichtete über Herausforderungen und Lösungen beim Umbau von Bahnhöfen – etwa bei der laufenden Sanierung des Bahnhofs Zoologischer Garten in Berlin. Dabei geht es nicht nur um logistische Prozesse, sondern auch um Denkmalpflege, Sicherheit und zirkuläre Planung. In der Infrastrukturplanung der Deutschen Bahn wird gezielt geprüft, welche Bauteile wie Brandschutztüren oder Bodenfliesen weiterverwendet werden können.
Welche Rolle die Gebäudehülle bei der energetischen Ertüchtigung spielt, verdeutlichte Thomas Blacher, Geschäftsführer von Heidenbauer Aluminium. Anhand von Projekten in Offenbach, Wien und Düsseldorf zeigte er, wie durch gezielte Fassadensanierungen Energieeffizienz und Nutzungsqualität verbessert werden können. Dabei kamen sowohl maßgeschneiderte Sanierungslösungen als auch gebäudeintegrierte Photovoltaik-Systeme zum Einsatz.
Aus architektonischer Perspektive stellten Sebastian Schuster und Alexander Dill vom Büro Schmidt Plöcker Architekten ihren Planungsansatz vor. Unter dem Stichwort „Weiterbauen“ erläuterten sie, wie aus leerstehenden oder ungenutzten Gebäuden mit sorgfältiger Analyse und gestalterischem Feingefühl neue Nutzungsmöglichkeiten entstehen. Ihre Beispiele reichten von der Umnutzung eines denkmalgeschützten Hauses in Frankfurt bis zu einer modular gedachten Neunutzung des Kaiserlei-Hochhauses in Offenbach.
Zum Abschluss warf Hans-Georg Schmitt, Technischer Bereichsleiter für Bauen im Bestand bei Ed. Züblin, einen systemischen Blick auf die Revitalisierungspraxis. Mit einem vierstufigen Modell – von der Bestandsaufnahme bis zum Betrieb – verfolgt das Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz. Anhand von Projekten wie der Zentralbibliothek in Köln oder dem Frankfurter Bienenkorbhaus illustrierte Hans-Georg Schmitt, wie selbst unter anspruchsvollen Rahmenbedingungen wirtschaftlich tragfähige Lösungen im Bestand gelingen können.
Im Anschluss an das Fachprogramm nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in informeller Atmosphäre auszutauschen. Die Gespräche im Next Studio führten zu neuen Kontakten – und möglicherweise auch zu frischen Ideen für künftige Bauvorhaben im Bestand.